Andrologie, Testosteronmangel

Testosterontherapie und Hodenfunktion

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Gonadotropine normalisieren sich nach Injektionen von Testosteronundecanoat nur langsam.

Veröffentlicht am 09.02.2023

Originalbeitrag erschienen bei andrologen.info | andro.topics

Hintergrund/Zielsetzung

Testosteron und Gonadotropine kehren nach Absetzen einer zweijährigen Testosterontherapie mit dem langwirkenden intramuskulären Testosteronundecanoat nur relativ langsam zurück zu den Ausgangswerten vor der Hormongabe. Auswirkungen auf die Sexualfunktion waren nach 18 Wochen nicht mehr zu objektivieren. Die reproduktive endokrine Funktion zeigte zwölf Monate nach der letzten Injektion nicht in allen Fällen eine Konsolidierung.

Was ist bereits bekannt

Bei Männern, die mit anabol-androgenen Testosteronderivaten behandelt wurden, dauerte es zwischen neun und 18 Monate, bis sich die Spiegel von Testosteron, LH und FSH erholt haben. Nach einjähriger Injektionstherapie mit Testosteronundecanoat (TU) blieben die T-Werte über 56 Wochen erhöht, die Ausgangs-Testosteronspiegel wurden erst nach 82 Wochen erreicht. Bei Applikation eines Testosterongels wurde dies bereits nach sechs Monaten dokumentiert.

Teilnehmer und Methoden

Basis der aktuellen Untersuchung bildete eine Verlängerung der placebokontrollierten Testosterone-for-Diabetes-Mellitus(T4DM)-Studie, in der 303 Männer über 15 Monate nach der letzten TU-Injektion (1.000 mg) weiter verfolgt wurden. Die Teilnehmer waren zwischen 50 und 74 Jahre alt, wiesen eine gestörte Glukosetoleranz oder neu diagnostizierten Diabetes auf, aber keinen Testosteronmangel.

Im sechswöchigen Turnus wurden Sexualsteroide, Gonadotropine und sexualhormon-bindendes Globulin (SHBG) bis Woche 24 bestimmt, danach in Woche 40 und 52. Gleichzeitig wurden Sexualfunktion und Lebensqualität mittels unterschiedlicher Fragebogen (International Index of Erectile Function, Psychosexual Diary Questionnaire, SF-12-Fragebogen) erhoben.

Ergebnisse

Zu Beginn der Untersuchung – drei Monate nach der letzten TU-Injektion – zeigte sich der erwartete Carry-over-Effekt in Form höherer Testosteronwerte in der Verumgruppe. Ein kontinuierlicher Abfall stabilisierte sich ab Woche 18, wobei die Serumwerte über den weiteren Verlauf um 11% niedriger blieben als in der Placebogruppe. Parallel dazu verhielt sich das SHBG mit rund 13% niedrigeren Konzentrationen.

Die initial voll supprimierten Gonadotropine hatten nach 34 Wochen bei der Hälfte der Probanden in der Verumgruppe die Ausgangswerte vor Therapie erreicht. Es dauerte jedoch 63 Wochen, bis dies bei 93% der Probanden der Fall war.

Bei den Fragebögen zeigte sich nach 18 Wochen kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen mehr. Dies schließt nach Auffassung der Autoren einen symptomatischen Testosteronmangel aus.

Kernaussagen

  • Die endokrine Funktion der Hoden erholt sich nach einer längeren Testosterontherapie mit injizierbarem Testosteronundecanoat langsam. LH und FSH nehmen progressiv über 15 Monate seit der letzten Testosteroninjektion zu.
  • Die komplette Restitution auf die individuellen Ausgangswerte kann länger als ein Jahr dauern.
  • Die persistierend niedrigeren Werte von Testosteron und SHBG deuten nach Ansicht der Autoren eher auf einen langfristigen Effekt des exogenen Testosterons auf die hepatische SHBG-Sekretion als auf einen Androgenmangel hin.

Literatur

Handelsman DJ, Desai R, Conway AJ, et al. 2022. Recovery of male reproductive endocrine function after ceasing prolonged testosterone undecanoat injections. European Journal of Endocrinology 186: 307-318.