Andrologie, Testosteronmangel

Testosterontherapie beeinträchtigt nicht die Koagulation bei Männern mit Hypogonadismus

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Wie wirkt sich Hypogonadismus auf die Thrombinerzeugung aus und kann eine kurzfristige Testosteronersatztherapie sicher verschrieben werden?

Veröffentlicht am 25.11.2024

Originalbeitrag erschienen bei andrologen.info | andro.topics

Hintergrund/Zielsetzung

Auch wenn die Testosterontherapie verschiedentlich mit einem erhöhten Thromboserisiko in Verbindung gebracht wurde, fehlen hierfür die Untersuchungen der globalen Koagulation. Aktuell sollte die globale Koagulation bei hypogonadalen Männern vor (T0) und 6 Monate nach (T1) dem Beginn einer Testosteronausgleichstherapie (TRT) mit der bei gesunden Kontrollen (gK) verglichen werden.

Patienten und Methoden

In der prospektiven Beobachtungsstudie wurde bei 38 Patienten mit Hypogonadismus (mittleres Alter 55 Jahre, SD 13) und 38 altersgleichen gesunden Kontrollen (gK) der Thrombingenerierungstest (TGA) zu T0 und T1 durchgeführt. Die Patienten erhielten entweder tägliches transdermales Testosteron-Gel oder lang-wirksame Injektionen mit Testosteronundecanoat. Der TGA ist ein auf der fortlaufenden Erfassung von Thrombinbildung und -zerfall basiertes In-vitro-Verfahren unter Bedingungen, die dem Prozess in vivo gleichkommen.

Ergebnisse

Globales Koagulationsprofil bei hypogonadalen Männern: 

In der gesamten Kohorte hypogonadaler Männer unterschieden sich das endogene Thrombinpotenzial (ETP) (1502 [536] vs. 1485 [512] nM × min), die Verzögerungszeit (Lag Time), der Thrombin-Peak, die Zeit bis zum Peak und der Velocity-Index von T0 bis T1 nicht. Die Aktivität des Faktor VIII, des Protein C, des Antithrombins und des Fibrinogens waren zwischen beiden Zeitpunkten vergleichbar (Abb.).

Sensitivitätsanalyse:

Das ETP und der Thrombin-Peak waren zwischen beiden Subgruppen zu beiden Zeitpunkten vergleichbar. Bei den TGA-Parametern wurden in keiner Subgruppe der Patienten signifikante Veränderungen zwischen T0 und T1 festgestellt. Allerdings waren das ETP, der Thrombin-Peak und der Velocity-Index bei den mit injizierbarem Testosteron behandelten Patienten an T1 im Vergleich zu T0 (nicht signifikant) geringer.

Globales Koagulationsprofil bei hypogonadalen Männern versus Kontrollarm:

Zu Baseline wiesen hypogonadale Männer im Vergleich zu den gK ein signifikant erhöhtes ETP auf (p=0,009). Das ETP blieb bei Patienten 6 Monate nach Beginn der TRT höher als bei den gesunden Kontrollen (p=0,01). 

Der Velocity-Index und der Thrombin-Peak waren zu Baseline signifikant erhöht, aber der Unterschied zu den gK war nach 6 Monaten nicht mehr signifikant. Die Lag-Time und die Zeit zum Peak waren mit gK vergleichbar. Da der BMI bei den hypogonadalen Männern signifikant höher war als bei den Kontrollen, wurde die Analyse mit dem BMI als Kovariate wiederholt. Der Unterschied des ETP (p=0,009), des Thrombin-Peak (p=0,02), und des Velocity-Index (p=0,02) bestätigten sich. 

Sowohl vor (T0) als auch nach Beginn der Testosterontherapie (T1) waren der Faktor VIII und das Antithrombin bei hypogonadalen Männern niedriger als bei den gK (Abb.). Das Fibrinogen war bei hypogonadalen Patienten höher als bei den gK (Abb.). Diese Unterschiede verloren nach Kontrolle für den BMI die Signifikanz.

Kernaussagen

  • Hypogonadale Männer weisen ein Ungleichgewicht der Prokoagulantien auf, das durch erhöhte Thrombinerzeugung erkennbar ist.
  • Bei kurzfristiger TRT kommt es zu keiner Verschlechterung der globalen Koagulation.
  • Das ist ein Hinweis darauf, dass Männern mit diagnostiziertem Hypogonadismus die Behandlung ohne Risiko verschrieben werden kann.

Literatur

Lanzi V, Indirli R, Tripodi A, et al. 2024. Testosterone therapy does not affect coagulation in male hypogonadism: A longitudinal study based on thrombin generation. J Clin Endocrinol Metab doi.org/10.1210/clinem/dgae317.