Originalbeitrag erschienen bei andrologen.info | andro.topics
Hintergrund
Junge männliche Krebsüberlebende haben gegenüber der gesunden Allgemeinbevölkerung niedrigere Testosteronspiegel, die sich häufig in der Nähe oder etwas unterhalb der unteren Grenze des Normalbereichs bewegen. Das macht sich in einer höheren Fettmasse und niedrigerer Lebensqualität (QoL) als bei altersgleichen gesunden jungen Männern bemerkbar. Als Ursache für erniedrigtes Testosteron bei Krebsüberlebenden kommen Orchiektomie und Nachwirkungen einer Chemotherapie oder Strahlentherapie in Frage.
Zielsetzung
In einer doppelblinden Placebo-kontrollierten Studie sollten Effekte einer 6-monatigen Testosteronsubstitution bei jungen Männern, die eine Krebserkrankung überlebt haben und grenzwertig niedrige Testosteronspiegel (7–12 nmol/l) aufwiesen, ermittelt werden.
Teilnehmer und Methoden
Zwischen Juli 2012 und Februar 2015 wurden 136 Männer im Alter von 25 bis 50 Jahren mit vergleichbarem Body Mass Index (BMI) rekrutiert, die Hodenkrebs (88%), ein Lymphom (10%) oder Leukämie überlebt hatten, und bei denen morgendliche Serum-Testosteronspiegel von 7–12 nmol/l bestimmt worden waren. Die Teilnehmer wurden randomisiert (1:1) über 26 Wochen mit Testosteron-Gel oder Placebo-Gel behandelt. Die ko-primären Endpunkte der Studie waren die Veränderung der Stammfettmasse und der nach 26 Wochen mit dem SF36, der Kurzform des Gesundheitsfragebogen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität, ermittelte Score.
Ergebnisse
Patientencharakteristika
Die Gruppen waren nach Alter, Körpergröße, BMI, Testosteron-Status, Krebsart und Zeit seit der Krebsbehandlung recht gut ausgewogen. Zu Baseline war die mittlere Stammfettmasse in der Testosteron- und der Placebo-Gruppe vergleichbar. Der mittlere Baseline-SF36-Score war in der Testosteron-Gruppe niedriger als in der Placebo-Gruppe. Das wurde in der Analyse berücksichtigt. Nach 26 Wochen betrug der mediane (Interquartilbereich) Serum-Testosteronspiegel in der Placebo-Gruppe 11,9 (9,9–13,1) nmol/l und in der Testosteron-Gruppe 29,3 (15,5–43,1) nmol/l.
Primäre Endpunkte
Nach 26 Wochen Testosteronbehandlung wurde eine statistisch signifikante Abnahme der Stammfettmasse registriert (Abb.). Der Behandlungseffekt belief sich auf -0,9 kg (p=0,007). In der Behandlungsgruppe betrug der Verlust an Stammfettmasse bei jedem vierten Mann mehr als 1,5 kg. Der Testosteronausgleich war nach 26 Behandlungswochen nicht mit der Chance auf einen vollkommenen Score des SF36 für körperliche Funktionsfähigkeit assoziiert (Odds Ratio=0,77, p=0,58).