Das männliche Sexualhormon Testosteron beeinflusst nicht nur die physischenKörperfunktionen wie Muskelstärke oder penile Erektion – es hat auch eine Wirkung auf die Psyche des Mannes.[1] Brachte man früher risikoaffines und aggressives Verhalten in Zusammenhang mit hohen Testosteronspiegeln im Blut, so sieht man die Zusammenhänge heute differenzierter. Man weiß, dass Testosteron vielmehr Verhaltensweisen fördert, die auf den Erhalt des sozialen Status bzw. auf eine generelle Motivation zielen.[1] Dieser Erkenntnis folgend kann ein symptomatischer Testosteronmangel (Hypogonadismus) beim Mann zum Beispiel zu Niedergeschlagenheit, reduzierter Selbstwahrnehmung und sogar zu einer manifesten Depression führen – und dadurch die Lebensqualität stark einschränken.[1] Leidet ein Mann unter einem Hypogonadismus, kann eine Testosterontherapie (zum Beispiel mit Testogel® Dosiergel) nicht nur die typischen urologischen Beschwerden bessern, sondern sich auch positiv auf die psychologisch-psychiatrische Komorbidität auswirken.[1],[2]
Der funktionelle Hypogonadismus ist definiert als ein symptomatischer Testosteronmangel ohne organische Ursache, der meist vor dem Hintergrund anderer Begleiterkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus Typ 2, Hypertonus oder Adipositas entsteht. Er kann typische sexuelle und körperliche Symptome verursachen, wie zum Beispiel verminderte sexuelle Lust und sexuelle Aktivität, erektile Dysfunktion, eine Abnahme der Muskelmasse oder auch eine Zunahme des viszeralen Fettgewebes. Ein Testosteronmangel kann aber auch psychische Symptome auslösen wie:
- Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit
- Erschöpfung und Müdigkeit
- Schlafstörungen und Ängstlichkeit
- Depression
- verminderte kognitive Funktion
Die neuesten Erkenntnisse zum Zusammenhang von Testosteron und Psyche wurden in einer wissenschaftlichen Übersichtsarbeit jüngst umfassend dargestellt.[1] Demnach wird mithilfe von Testosteron ein psychisches Gleichgewicht aufrechterhalten, welches als positive Stimmung und verbesserte Lebensqualität wahrgenommen wird. Testosteron treibt ein allgemeines Repertoire motivierter Verhaltensweisen an. Dabei werden die zugrundeliegenden Motive beeinflusst, aber nach aktuellem Verständnis die Aggression nicht per se gesteigert. Solche, von Testosteron abhängige Verhaltensweisen, können zum Beispiel sein: verlängertes direktes Ansehen des Gegenübers, erhöhter Redeanteil im Gespräch oder Einnehmen einer selbstbewussten Position/Statur.[1] Es können aber auch heroisch-altruistische Verhaltensweisen durch Testosteron beeinflusst werden, wenn das Individuum dadurch Vorteile innerhalb der Gruppe erwartet.[1]
Testosteron wirkt auf Lebensqualität und Stimmung
Eine Metaanalyse zur Therapie mit exogenem Testosteron bei hypogonadalen Männern im Vergleich zu Placebo bewertete 23 randomisiert-kontrollierte Studien (RCT) mit über 3.000 Teilnehmern.[2] Im Vergleich zu Placebo verbesserte Testosteron die Lebensqualität signifikant (verwendete evaluierte Skalen u. a. Aging Males‘ Symptoms, MLHFQ [Minnesota Living with Heart Failure Questionnaire] und SF-36-sexual-function-domain). Zwölf RCT mit über 800 Patienten befassten sich im Rahmen dieser Metaanalyse direkt mit dem Zusammenhang von Testosteronmangel und Depression: Auch hier zeigte sich eine Besserung der Depressionssymptomatik. [2] Eine weitere Metaanalyse bewertete 16 Studien mit insgesamt 944 Probanden. Ein positiver Einfluss der Testosterontherapie auf die allgemeine Stimmung war bei Männern < 60 Jahren insgesamt sowie bei hypogonadalen Probanden statistisch hochsignifikant (p < 0,0001).[2] Das Verständnis von Testosteronmangel als „Depressionstreiber“ untermauern auch aktuelle Erkenntnisse zur Therapie des Prostatakarzinoms (PCa): Es konnte gezeigt werden, dass unter einer Androgendeprivationstherapie (ADT) bei Männern mit PCa depressive Symptome signifikant häufiger und stärker exazerbierten als nach Prostatektomie.[3]
Selbstauffassung und Testosteronspiegel
Aber auch auf weitere psychologische Domänen hat Testosteron einen Einfluss. So steigert es die Motivation und die Fähigkeit eines Individuums, sozialen Status zu erlangen und zu verteidigen. Das psychologische Konzept der Selbstauffassung (self construal) als Grundlage für Wettbewerbsverhalten, sozialen Status, Risikoakzeptanz und Selbstwertgefühl ist eng mit Testosteron verbunden. Pharmakologisch erhöhte Testosteronspiegel senkten bei Männern mit „unabhängiger Selbstauffassung“ in einer Studie (n = 400) die Bereitschaft, unter Zeitdruck zu kooperieren und erhöhten deren Risikobereitschaft (bei unabhängiger Selbstauffassung fokussieren sich Menschen auf Unterschiede zwischen sich und anderen).[1] Männer mit einer sogenannten „interdependenten Selbstauffassung“ (Betonung der Beziehung zu anderen im Unterschied zur eigenen Unabhängigkeit) versuchten dagegen nach Testosteronbehandlung
eher zu kooperieren, um Hilfe zu erlangen.[1] Der Effekt von Testosteron hängt also auch von der Persönlichkeitsstruktur respektive von der vorliegenden Selbstauffassung ab.
Bislang sind noch nicht alle Erkenntnisse zum Zusammenhang von Testosteron und Psyche durch randomisierte klinische Studien bestätigt worden. Dennoch wird zunehmend deutlich, dass Testosteron bei Männern sowohl die Psyche als auch psychovegetative Funktionen beeinflusst und so eine Schlüsselrolle spielt, um die Balance von Stimmung, Verhalten, Selbstwahrnehmung und Lebensqualität herzustellen bzw. zu erhalten. Deshalb kann ein Hypogonadismus psychologisch-psychiatrische Beschwerden von Antriebslosigkeit und Angst bis Depression hervorrufen.[1]
Besteht bei einem Mann ein laborchemisch bestätigter Testosteronmangel und weist der Betroffene entsprechende persistierende Symptome auf, ist eine Testosterontherapie indiziert.[4] Dabei sollte laut der aktuellen EAU-Leitlinie (European Association of Urology) ein Testosteron-Serumspiegel bis zum mittleren Normbereich angestrebt werden.[4] Zu Beginn der Therapie sollte, so eine weitere Empfehlung der EAU, ein kurz wirksames Präparat eingesetzt werden, da dieses bei unerwünschten Nebenwirkungen schnell wieder abgesetzt werden kann (z. B. transdermale Präparate wie Testogel® Dosiergel 16,2 mg/g).[4] Insbesondere der praktische und eigens entwickelte Dosierspender von Testogel® Dosiergel ermöglicht eine einfache Dosistitration zur Anpassung an den Hormonbedarf des jeweiligen Patienten.
Referenzen
[1] Zitzmann M. Testosterone, mood, behaviour and quality of life. Andrology 2020; 8: 1598-605
[2] Elliott J et al. Testosterone therapy in hypogonadal men: a systematic review and network meta-analysis. BMJ Open 2017; 7: e015284
[3] Shin D et al. Changes in Beck Depression Inventory scores in prostate cancer patients undergoing androgen deprivation therapy or prostatectomy. PLoS One 2020; 15: e0234264
[4] Dohle GR et al. EAU-Leitlinie „Männlicher Hypogonadismus“. J Reproduktionsmed Endokrinol 2020; 17 (2): 66-85