Andrologie, Testosteronmangel

Testosteron verhindert bei Prädiabetes die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes

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Bei Männern mit Testosteronmangel besteht ein erhebliches Risiko für Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes. Während der Entwicklung eines manifesten Diabetes wird zunächst ein prädiabetisches Stadium mit bereits erniedrigten Testosteronspiegeln durchlaufen. Dieses Zeitfenster kann für Maßnahmen zur Abwendung eines Typ-2-Diabetes genutzt werden. Ausgangspunkt präventiver Maßnahmen ist die Erkenntnis, dass Testosteron bei Typ-2-Diabetikern die glykämische Kontrolle verbessern kann.

Veröffentlicht am 01.04.2020

Originalbeitrag erschienen bei andrologen.info | andro.topics

Hintergrund

Bei Männern mit Testosteronmangel besteht ein erhebliches Risiko für Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes. Während der Entwicklung eines manifesten Diabetes wird zunächst ein prädiabetisches Stadium mit bereits erniedrigten Testosteronspiegeln durchlaufen. Dieses Zeitfenster kann für Maßnahmen zur Abwendung eines Typ-2-Diabetes genutzt werden. Ausgangspunkt präventiver Maßnahmen ist die Erkenntnis, dass Testosteron bei Typ-2-Diabetikern die glykämische Kontrolle verbessern kann.

Zielsetzungen

In einer Real-life-Beobachtungsstudie wurde untersucht, inwieweit eine Testosteron-Therapie bei hypogonadalen Männern mit Prädiabetes, die Progression zum Typ-2-Diabetes verhindert.

Teilnehmer und Methoden

Das Studienkollektiv bestand aus 316 prädiabetischen Männern (HbA1c 5,7–6,4%) mit einem Spiegel an Gesamttestosteron 12,1 nmol/l und Symptomen eines Hypogonadismus. Von ihnen wurden 229 Männer mit Testosteronundecanoat i. v. behandelt (T-Gruppe). Die anderen 87 hypogonadalen Teilnehmer dienten als Kontrollen. Über 8 Jahre wurden metabolische und anthropometrische Parameter jährlich zweimal gemessen. 

Ergebnisse

Baseline-Charakteristika
Zu Baseline unterschieden sich die BMI- und die HBA1c-Werte in beiden Studiengruppen nicht signifikant. Dagegen waren die Männer der T-Gruppe deutlich jünger, hatten einen größeren Bauchumfang, niedrigere HDL-Spiegel, höhere LDL-Spiegel sowie schlechtere Aging Males‘ Symptoms (AMS)-Scores.

Glykämische Parameter
Die Therapie mit Testosteron führte zu kontinuierlichen, klinisch bedeutsamen Verbesserungen der glykämischen Parameter. Sowohl die Blut-Glukosespiegel als auch der HBA1c-Wert reduzierten sich in der T-Gruppe und stiegen bei den unbehandelten Kontrollen an. Nach acht Jahren war der HBA1c-Wert um 0,39 ± 0,03% gefallen bzw. um 0,63 ± 0,1% angestiegen (Abb.; p <0,0001).

Anthropometrische Parameter
Zu Baseline waren in der Gesamtkohorte 161 Männer adipös und 136 waren übergewichtig. Normalgewicht wiesen nur 19 der Teilnehmer auf. Während der achtjährigen Testosteron-Behandlung verzeichnete die T-Gruppe zu einem Gewichtsverlust von 8,8 ± 0,4%. Bei den unbehandelten Männern stellte sich hingegen eine Gewichtszunahme um 9,1 ± 1,3% ein (p <0,0001). Absolut handelte es sich um „abgespeckte“ 9,2 ± 0,4 kg bzw. um „zugelegte“ 8 ± 1,3 kg.

Metabolische Parameter
Unter der Testosteron-Therapie kam es zur Abnahme des Gesamt- wie auch LDL-Cholesterins und der Triglyceridspiegel. Das HDL stieg an. Der TyG-Index (Produkt aus Triglyceriden und Glukose) nahm in der T-Gruppe um 0,24 ± 0,03 ab und stieg in der Kontroll-Gruppe um 0,33 ± 0,1 an. Auch das Lipid Accumulation Product (LAP = Bauchumfang [cm] × Triglyceride [nmol/l]), ein weiterer Biomarker für metabolische Störungen, nahm in der T-Gruppe ab (33,3 ± 2,6 cm·mmol/l) während es in der Kontroll-Gruppe zunahm (41,2 ± 8,4 cm·mmol/l). Das Gesamtcholesterin reduziert um das HDL-Cholesterin (bezeichnet als Non-HDL) nahm in der T-Gruppe um 2,2 ± 0,2 mmol/l ab und erhöhte sich bei den Kontrollen um 1,7 ± 0,5 mmol/l. Sämtliche metabolischen Parameter waren hochsignifikant (p <0,0001).

Kernaussagen

❏ Die Testosteron-Behandlung hypogonadaler Männer mit Prädiabetes ist geeignet, das Fortschreiten der Stoffwechselkrankheit zum Typ-2-Diabetes zu verhindern.

❏ Die Testosteron-behandelten Männer erreichten mehrheitlich Normoglykämie und einen HbA1c <5,7%.

❏ In der T-Gruppe reduzierte sich das kardiovaskuläre Risiko infolge Gewichtsabnahme, Verringerung des Bauchumfangs, Herabsetzung der Glykämie und Besserung der Dyslipidämie.    

Literatur:
Yassin A, Haider A, Haider KS, et al. 2019. Testosterone therapy in men with hypogonadism prevents progression from prediabetes to type 2 diabetes: eight year data from a registry study. Diabetes Care 42:1104-1111.