Originalbeitrag erschienen bei andrologen.info | andro.topics
Hintergrund
Die Wirkweise von Testosteron umfasst genomische und nicht-genomische Effekte. Prostatakrebszellen vereinnahmen die Androgenrezeptor-Signalübertragung und die ligandenaktivierte Transkription zur Aufrechterhaltung eines malignen Phänotyps. Doch bislang wurde die klinische Beziehung zwischen Baseline-Testosteronspiegel und der Progression von fortgeschrittenem Prostatakrebs (PCa) bei hormonnaiven Patienten nur spärlich untersucht.
Zielsetzung
Aktuell wurde die Hypothese getestet, dass ein Testosteronmangel bei PCa-Patienten, die sich einer kontinuierlichen ADT unterziehen, neue prognostische Möglichkeiten eröffnen kann.
Patienten und Methoden
Die Post-hoc-Analyse wurde anhand der gepoolten Daten zweier großer prospektiver, randomisierter Parallelarmstudien der Phase IIIb mit einjährigem Follow-up durchgeführt. Alle Patienten der vereinten Studienpopulation hatten sich einer kontinuierlichen ADT (LHRH-Agonist oder -Antagonist) unterzogen. Die Überlebensendpunkte (Gesamtüberleben, progressionsfreies Überleben und Zeit bis zum PSA-Anstieg) wurden hinsichtlich des Effektes des Baseline-Serumtestosterons als kontinuierliche Variable bewertet. Sie wurden für niedriges (<2,50 ng/ml) vs. normales (≥2,50 ng/ml) Testosteron verglichen. Diese Einteilung begründet sich auf das Modell der infolge Sättigung begrenzten Androgen-Stimuli auf das PCa-Wachstum (Morgentaler A. und Traish A.M.; Eur. Urol. 2009).
Spiegel des Gesamt- und berechneten freien Testosterons über 12 Jahre
Für die multivariable Analyse und Kaplan-Meier-Schätzungen standen in der Intention-to-Treat-Population Daten von 838 Männern zur Verfügung, die die Einschlusskriterien der Studie erfüllten. Die als kontinuierliche Variable in das Analysemodell eingehenden etablierten klinischen und serologischen Faktoren wie Alter, Baseline Serumparameter (Testosteron, PSA, Hämoglobin und alkalische Phosphatase) plus 3 Kategorien des Gleason-Score (4, 5–6, 7–10) standen für 812 Männer vollständig verfügbar.