Reproduktionsmedizin

Folgen von Frühgeburten und deren Prävention – weil jede Woche im Mutterleib zählt

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Erfahren Sie mehr über einzelne Herausforderungen und Risiken, die mit Frühgeburten einhergehen, sowie über präventive Maßnahmen, die das Risiko einer Frühgeburt senken können.

Veröffentlicht am 08.04.2025

Jede Woche im Mutterleib zählt. Jährlich werden in Deutschland mehr als 50.000 Babys als „Frühchen“ geboren, das heißt vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche (SSW). [1] Die Frühgeburtenrate liegt seit Jahren stabil bei über 6 %. [2] So wurden im Jahr 2023 in Deutschland 53.137 Babys als „Frühchen“ geboren. [1] 

Frühgeburten in Zahlen

Die 53.137 Frühgeburten im Jahr 2023 in Deutschland teilten sich wie folgt auf [1]: 

  • 43.507 Babys zwischen der 32. und 36. SSW
  • 5.479 Babys zwischen der 28. und 31. SSW
  • 4.151 Babys vor der 28. SSW

In der Regel wiegen Babys, die vor der 31. SSW zur Welt kommen, weniger als 1.500 Gramm. Somit hatten über 9.000 Frühgeborene bei ihrer Geburt ein „sehr niedriges Geburtsgewicht“ (VLBW = very low birth weight). Davon wogen knapp 4.800 Babys weniger als 1.000 Gramm – sie hatten ein „extrem niedriges Geburtsgewicht“ (ELBW = extremely low birth weight).

Für das Baby, aber auch für die Eltern beginnt mit der vorzeitigen Geburt eine herausfordernde Zeit!

Mehr als ein schwieriger Start ins Leben

Frühgeborene sind innerhalb der Kinderheilkunde eine der größten Patientengruppen. [1] Die vorzeitige Geburt trägt wesentlich zur perinatalen Morbidität bei und erhöht das Risiko für Langzeitfolgen [7], wie zum Beispiel:

  • Atemwege: Atemnotsyndrom, bronchopulmonale Dysplasie, wiederholt auftretende Atemwegs- und Infektionskrankheiten.
  • Kardiovaskulär: Herzinsuffizienz, ischämische Herzerkrankungen, erhöhter systolischer und diastolischer Blutdruck.
  • Nieren: Chronische Nierenerkrankung, niedrige Nephronenzahl.
  • Neurologische und kognitive Probleme: Verzögerte motorische Entwicklung, Zerebralparese, kognitive Beeinträchtigungen, Depressionen, Ängste, ADHS, Autismus-Spektrum-Störungen.

Extreme Belastung auch für betroffene Eltern

Die Sorge um das Baby, das Leiden unter der Trennung und die bedrohlich wirkende Umgebung der Intensivstation sind nur einige der bedrückenden Aspekte, mit denen die Eltern zu kämpfen haben. Diese Belastungen können sogar zu psychischen Störungen führen. 

  • Betroffene Eltern leiden peripartal vermehrt unter klinisch relevanten Ängsten, Depressivität und posttraumatischem Stress. [3]
  • Die peripartale Phase ist zudem oft geprägt von Gefühlen wie Kontrollverlust und Schuld. [4]

Auch postpartal wird über psychische Symptome bei Müttern und Vätern berichtet. Sogar bis zu sieben Jahre nach einer ELBW-/VLBW-Geburt konnten erhöhte Depressionswerte bei beiden Eltern nachgewiesen werden. [5]

Prävention von Frühgeburten mit Progesteron

Das Risiko für eine Frühgeburt kann durch die Gabe von Progesteron, insbesondere bei Frauen mit verkürzter Zervix, deutlich reduziert werden. [6] Aufgrund der erfolgreichen Risikoreduktion wurde vaginales Progesteron in nationalen und internationalen Leitlinien als Empfehlung aufgenommen, unter anderem in die Leitlinie der DGGG (Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.). 

Der leitliniengerechte Einsatz von Progesteron in der Schwangerschaft zur Prävention von Frühgeburten bedeutet eine bis zu 21 % Risikoreduktion durch vaginales Progesteron (im Vergleich zu Kontrollgruppen ohne Progesteron) bei kritischen Einlingsschwangerschaften vor der 34. SSW. [6] 

Hinweis: Leitliniengerecht therapieren bedeutet in der empfohlenen Dosis und über die gesamte empfohlene Anwendungsdauer.

Das Risiko für Frühgeburtlichkeit und seinen Folgen kann reduziert werden. Eine Übersicht zu den aktuellen Empfehlungen der Leitlinien zur Anwendung von Progesteron in der Schwangerschaft finden Sie hier.

Referenzen

[1] Bundesverband „Das frühgeborene Kind e.V.“ Online unter: www.welt-fruehgeborenen-tag.de/zahlen-fakten.htm. Letzter Zugriff: 26.02.2025. 
[2] Die Techniker, Pressemitteilung. Online unter: www.tk.de/presse/themen/praevention/gesund-leben/wieder-mehr-fruehgeburten-2160880. Letzter Zugriff: 26.02.2025. 
[3] Bindt C. Frühgeburt: Risiko für die psychische Gesundheit? Wie elterliche Belastungen und frühkindliche Entwicklungsbedingungen zusammenwirken. Psychotherapeut Berl. 2021; 67(1): 28-33. 
[4] Universitätsklinikum Bonn, Psychisches Befinden vor und nach einer Entbindung von frühgeborenen Kindern. Online unter: www.gynaekologische-psychosomatik.de/themen/entbindung-von-fruehgeborenen-kindern/. Letzter Zugriff: 26.02.2025. 
[5] Treyvaud K. Parent and family outcomes following very preterm or very low birth weight birth: a review. Semin Fetal Neonatal Med. 2014; 19: 131-135. 
[6] EPPPIC Group. Evaluating Progestogens for Preventing Preterm birth International Collaborative (EPPPIC): meta-analysis of individual participant data from randomised controlled trials. Lancet. 2021; 397(10280): 1183-1194. 
[7] Morniroli D et al. Beyond survival: the lasting effects of premature birth. Front Pediatr. 2023; 11: 1213243.