Andrologie, Testosteronmangel

Einfluss langfristiger Testosteron-Behandlung auf die Blasenentleerungsfunktion bei hypogonadalen Männern

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Kann eine langfristige Testosteron-Therapie einen protektiven Effekt haben oder sogar zu einer Verbesserung von LUTS bei hypogonadalen Männern führen?

Veröffentlicht am 24.08.2023

Originalbeitrag erschienen bei andrologen.info | andro.topics

Hintergrund/Zielsetzung

Weniger das chronologische Alter an sich, als vielmehr Adipositas und eine Beeinträchtigung der allgemeinen Gesundheit (z.B. metabolisches Syndrom) gehören zu den Ursachen von Hypogonadismus. Berichte zur Verbindung zwischen Testosteronmangel und Symptomen des unteren Harntrakts (LUTS) sind nicht neu; doch hinsichtlich der Sicherheit der Prostata waren Männer mit schweren LUTS (International Prostate Symptom Score [IPSS] >19) ausnahmslos von Testosteron-Studien ausgeschlossen. In einer aktuellen Studie wurde untersucht, ob eine langfristige Testosteron-Therapie einen protektiven Effekt haben oder sogar zu einer Verbesserung von LUTS bei hypogonadalen Männern führen könne. Über den exakten Mechanismus, durch den Testosteron einen positiven Effekt ausüben sollte, besteht jedoch Ungewissheit.

Patienten und Methoden

Die Studie wurde mit 321 hypogonadalen Patienten durchgeführt, die über einen Zeitraum von 12 Jahren mit Testosteron behandelt wurden. Bei 147 der Männer war die Testosteron-Behandlung für im Mittel 16,9 Monate unterbrochen worden. Das Gesamttestosteron, der International Prostate Symptom Score (IPSS), die Restharnmenge und der Aging Male Symptoms (AMS)-Score waren im gesamten Studienverlauf bestimmt worden.

Ergebnisse

Patienten

Vor der Testosteron-Therapie lag der Spiegel des Gesamttestosterons bei den hypogonadalen Männern im Mittel bei 223,22±62 ng/dl. Dieser Spiegel erhöhte sich unter der Testosteron-Therapie binnen eines Jahres auf etwa das Doppelte. Damit war zunächst ein Dauerzustand erreicht (Jahre 2 bis 4). In der Subgruppe Patienten mit Therapie-Unterbrechung sank das Gesamttestosteron naturgemäß vorrübergehend wieder auf das Ausgangsniveau ab. Damit reduzierte sich auch der Spiegel des Gesamttestosterons in der Gesamtkohorte zwischen dem 6. und 8. Jahr. Nach Wiederaufnahme der Behandlung stieg das Gesamttestosteron erneut auf seinen höchsten Spiegel von 447 ng/dl im 12 Jahr an (p<0,0001 vs. Baseline).

Auswirkung auf den IPSS

Nach 12 Jahren verringerte sich der IPSS unter der Testosteron-Therapie von ausgangs 10,1±5,0 auf 5,38±2,17 (Abb.). Die Unterbrechung des steten Abfalls zwischen dem 5. und 8. Jahr betraf den Zeitraum der Therapieunterbrechung bei 147 der Studien-Teilnehmer.

Effekt auf Restharnvolumen

Das Restharnvolumen nahm unter der Testosteron-Therapie von 23,8±16,2 ml auf 16,7±6,4 ml ab (p<0,0001). Eine Unterbrechung mit vorübergehender Zunahme wurde in den Jahren 6–8 registriert.

Effekt auf Prostatavolumen

Das Prostatavolumen wuchs unter der Testosteron-Therapie bis zum Jahr 12 von ausgehend 28,7±8,3 ml auf 39,0±6,4 ml (p<0,0001) an. Der Anstieg erfolgte über 12 Jahre durchgehend ohne Abweichen des Trends durch die Therapie-Unterbrechung bei 147 Männern während der Jahre 6–8.

AMS-Score zur Lebensqualität

Die gesundheitsbezogene Lebensqualität wurde anhand der Aging Males’ Symptoms (AMS) Skala erfasst. Eine signifikante Verbesserung von Baseline spiegelt sich in dem Abfall des AMS-Scores von 53,7±9,5 auf 27,5±4,0 (p<0,0001) wider.

Kernaussagen

  • Eine langfristige Testosteron-Therapie kann die Blasenentleerungsfunktion verbessern und LUTS offenbar unabhängig vom Prostatavolumen erleichtern.
  • Neben der Entwicklung positiver Blaseneffekte kam es gemäß AMS-Score zur Verbesserung der Lebensqualität.
  • Um die positiven Effekte einer Testosteron-Therapie aufrechtzuerhalten, bedarf es möglicherweise deren unbefristeter Fortsetzung.

Literatur

Yassin A, Alwani M, Al-Zoub RM et al. 2023. Voiding function improves under long-term testosterone treatment (TTh) in hypogonadal men, independent of prostate size. Int Urol Nephrol 55:1649-1658.