Andrologie, Testosteronmangel

Effekte einer Testosterontherapie auf Körperzusammensetzung und Metabolismus hängen vom Ausgangstestosteronspiegel ab

Start News: Hormonitor Effekte einer Testosterontherapie auf Körperzusammensetzung und Metabolismus hängen vom Ausgangstestosteronspiegel ab

Eine Testosterontherapie hat bei hypogonadalen Männern einen günstigen Einfluss auf die Körperzusammensetzung, die Knochenmineraldichte (KMD) und die Stoffwechselgesundheit.

Veröffentlicht am 30.01.2023

Originalbeitrag erschienen bei andrologen.info | andro.topics

Hintergrund/Zielsetzung

Eine Testosterontherapie hat bei hypogonadalen Männern einen günstigen Einfluss auf die Körperzusammensetzung, die Knochenmineraldichte (KMD) und die Stoffwechselgesundheit. Nachdem bereits nachgewiesen werden konnte, dass die Anhebung der KMD in der Wirbelsäule mit einer Testosterontherapie umso effektiver ausfällt, je niedriger der Ausgangstestosteronspiegel ist, sollte ein vergleichbarer Zusammenhang auch für die Körperzusammensetzung und Stoffwechselparameter überprüft werden. Aufschluss sollte die sekundäre Analyse einer klinischen Open-label-Studie zur Pharmakogenetik des Ansprechens auf eine Testosterontherapie geben.

Patienten und Methoden

In der zwischen 2011 und 2016 durchgeführten Studie wurden 105 Männer (Alter: 40–74 Jahre) mit einem durchschnittlichen morgendlichen Testosteronspiegel <300 ng/dl für 18 Monate mit Testosteron behandelt. Die Teilnehmer wurden nach einem Baseline-Testosteronspiegel (BT) <264 ng/dl (n=43) und einem BT ≥264 ng/dl (n=57) separat analysiert.

Einfluss auf das Ergebnis der Körperzusammensetzung

Bei den Männern mit einem BT <264 ng/dl zeigte sich nach 18 Monaten eine größere Zunahme der gesamten fettfreien Masse als bei denen mit einem BT ≥264 ng/dl (4,2±4,1% vs. 2,7±3,8%, p=0,047). Auch die nicht adjustierte fettfreie Masse an Armen und Beinen war bei den Männern mit einem BT <264 ng/dl sowohl nach 6 als auch 18 Monaten stärker angestiegen als bei den Männern mit einem BT ≥264 ng/dl (8,7±11,5% vs. 4,4±4,3%, p=0,033 bzw. 7,3±11,6% vs. 2,4±6,8%, p=0,043) (Abb. A). Allerdings blieb nach Adjustierung für Alter und BMI nur der Vergleich nach 6 Monaten statistisch signifikant (p=0,034).

In beiden Gruppen nahm die Fettmasse am gesamten Körper wie auch regional (am Stamm und den Extremitäten) im Laufe der Zeit ab. Zwischen den Gruppen bestanden aber keine signifikanten Unterschiede.

Metabolische Profile und Adipokine

Hämoglobin A1c: Der HbA1c-Wert war bei Männern mit einem BT ≥264 ng/dl nach 12 Monaten im Vergleich zu jenen mit einem BT <264 ng/dl signifikant gesunken (–3,1±9,2% vs. 3,2±13,9%, p=0,005) (Abb. B). Nach 18 Monaten nahm in der Gruppe mit einem BT <264 ng/dl der Nüchternblutzucker zu, während er bei höherem BT ≥264 ng/dl abgenommen hatte (13,0±57,3% vs. –4,2±31,9%, p=0,040).

Lipide: Nach 6 Monaten waren die LDL-Spiegel bei Männern mit einem BT ≥264 ng/dl gesunken, während sie in der anderen Gruppe gestiegen waren (–6,4±27,5% vs. 12,8±44,1%, p=0,034). Die Gesamtcholesterin- und HDL-Spiegel hatten in beiden Gruppen zu allen Zeitpunkten abgenommen – ohne signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. Am Studienende wurde für die Triglycerid-Spiegel bei niedrigem BT <264 ng/dl ein Anstieg registriert, während in der Gruppe mit einem höheren BT unverändert blieb. Zwischen den Gruppen bestand kein signifikanter Unterschied.

Adipokine: Die Leptinspiegel nahmen nach 6, 12 und 18 Monaten in beiden Gruppen ab. Allerdings war die Abnahme bei höherem BT nach 18 Monaten signifikant größer als bei niedrigerem BT (–40,2±35,1% vs. –27,6±31,0%, p=0,034).

Knochenergebnisse

KMD mit DEXA: Zu Baseline war die KMD der Lendenwirbelsäule und der Hüfte bei den Männern mit BT <264 ng/dl signifikant höher als bei einem BT ≥264 ng/dl (1,161±0,15 g/cm² vs. 1,081±0,14 g/cm², p=0,010 bzw. 1,124±0,146 g/cm² vs. 1,039±0,12 g/cm², p=0,002). Unter der Testosterontherapie nahm die KMD in beiden Gruppen zu – ohne signifikanten Unterschied.

Knochenumsatzmarker: Die Veränderungen der Spiegel an Osteocalcin, CTX und Sclerostin wiesen zwischen den Gruppen keine signifikanten Unterschiede auf.

Kernaussagen

  • Eine Testosteron (T)-Therapie führt unabhängig vom Baseline-T-Spiegel zu einer Verbesserung der Körperzusammensetzung.
  • Allerdings ist ein Baseline-T-Spiegel von <264 ng/dl mit einer deutlicheren Verbesserung bei der fettfreien Masse und ein Baseline-T-Spiegel von ≥264 ng/dl eher mit einer Verbesserung des metabolischen Profils assoziiert.

Literatur

Deepika FNU, Ballato E, Colleluori G, et al. 2022. Baseline testosterone predicts body composition and metabolic response to testosterone therapy. Front Endocrinol 13:915309.