Andrologie, Testosteronmangel

Effekte einer Testosteronbehandlung bei Männern auf die Mikroarchitektur der Knochen und die Knochenmineraldichte

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Bei hypogonadalen Männer kommt es unter Testosteronbehandlung zu einer Erhöhung der Knochenmineraldichte (KMD). Andererseits sind Effekte an der Knochenmikroarchitektur, die eine Bestimmungsgröße des Frakturrisikos darstellt, bislang nicht bekannt. Mittels hochauflösender peripherer quantitativer Computertomographie (HR-pQCT) sollten die Effekte einer Testosteronbehandlung auf die Knochenmikroarchitektur ermittelt werden. Die Untersuchungen wurden als T4Bone-Studie durchgeführt – einer Teilstudie der T4DM-Studie, in der nachgewiesen worden war, dass sich der Anteil Männer mit Typ-2-Diabetes unter einer zweijährigen Testosteron-Behandlung in stärkerem Maße als allein mit einem Lifestyle-Programm verringert.

Veröffentlicht am 29.11.2021

Originalbeitrag erschienen bei andrologen.info | andro.topics

Hintergrund/Zielsetzung

Bei hypogonadalen Männer kommt es unter Testosteronbehandlung zu einer Erhöhung der Knochenmineraldichte (KMD). Andererseits sind Effekte an der Knochenmikroarchitektur, die eine Bestimmungsgröße des Frakturrisikos darstellt, bislang nicht bekannt. Mittels hochauflösender peripherer quantitativer Computertomographie (HR-pQCT) sollten die Effekte einer Testosteronbehandlung auf die Knochenmikroarchitektur ermittelt werden. Die Untersuchungen wurden als T4Bone-Studie durchgeführt – einer Teilstudie der T4DM-Studie, in der nachgewiesen worden war, dass sich der Anteil Männer mit Typ-2-Diabetes unter einer zweijährigen Testosteron-Behandlung in stärkerem Maße als allein mit einem Lifestyle-Programm verringert.

Patienten und Methoden

In sechs australischen Zentren wurden Männer im Alter ≥50 Jahre randomisiert einem Behandlungsarm mit Testosteron oder einem Kontrollarm mit Placebogabe über 2 Jahre zugeteilt. Primärer Endpunkt war die bei 177 Männern (1 Zentrum) mit HR-pQCT bestimmte kortikale volumetrische KMD (vKMD) der distalen Tibia. Sekundäre Endpunkte umfassten andere HR-pQCT Parameter und Marker des Knochenumbaus. Die KMD pro Fläche (KMD/F) wurde bei 601 Männern (5 Zentren) mittels Dualenergie-Röntgenabsorptiometrie (DEXA) gemessen.

Behandlungsergebnisse

Die kortikale vKMD der Tibia erhöhte sich durch Testosteronbehandlung über 2 Jahre anders als mit Placebo um eine mittlere adjustierte Differenz (MAD) von 9,33 mg Hydroxylapatit (HA)/cm³, p <0,001, entsprechend 3,1%. Ebenso nahm die kortikale vKMD des Radius um 8,96 mg HA/cm³, p=0,005 (2,9%) zu. Auch die gesamte vKMD der Tibia wie auch des Radius wurde mit Testosteron erhöht (MAD 4,16 mg HA/cm³, p <0,001, 1,3% bzw. MAD 4,42 mg HA/cm³, p=0,002, 1,8%) (Abb.).

Die Testosteronbehandlung war darüber hinaus mit Zunahmen sowohl der kortikalen Fläche (Tibia MAD 4,11 mm², p <0,001, 2,5%; Radius MAD 1,60 mm², p=0,002, 2,0%) als auch der kortikalen Dicke (Tibia MAD 0,03 mm, p <0,001, 1,7%; Radius MAD 0,02 mm, p=0,006, 1,7%) assoziiert. Im Gegensatz dazu waren die Effekte der Testosteronbehandlung auf trabekuläre Parameter weniger beständig. An der Tibia war die Testosteronbehandlung mit einem Zuwachs der trabekulären vKMD (MAD 1,70 mg HA/cm³, p=0,02) bis zur Woche 66 und einer Abnahme der trabekulären Fläche (MAD -2,65mm², p=0,02) assoziiert. Der Behandlungseffekt mit vermehrtem Knochenzuwachs war bei Männern mit einem niedrigeren Baseline-Serumtestosteron oder -Serumöstradiol nicht verstärkt ausgeprägt.

Knochenumbaumarker

Die Knochenumbaumarker C-terminales Telopeptid (CTX) vom Kollagen-Typ-1 und N-terminales Kollagen Typ1-Propeptid (P1NP) waren mit Testosteronbehandlung im Gegensatz zu Placebogabe verringert (MAD -48,1 ng/l, p <0,001 bzw. MAD -6,8 µg/l, p <0,001).

Zunahme der Knochenmineraldichte (5-Zentrenkohorte)

Für 566 Männer standen Baseline-KMD/F-Daten von der Lendenwirbelsäule zur Verfügung. Daten der Woche 102 lagen für 443 Männer vor. Unter der Testosteronbehandlung erhöhte sich die Knochenmineraldichte im Vergleich zu Placebo an der Lendenwirbelsäule um MAD 0,04 g/cm², p <0,001, 3,3%, an der gesamten Hüfte um MAD 0,01 g/cm², p <0,001, 1,9% und dem Femurhals um MAD 0,02 g/cm², p <0,001, 1,7%.

Unerwünschte Effekte

Die Testosteronbehandlung war mit dem erhöhten Risiko eines Hämatokritanstiegs auf 54% behaftet. Das betraf 20% der Männer, die dem Testosteronarm zugewiesen worden waren gegenüber 1% der Männer im Placeboarm. Darüber hinaus war die Testosteronbehandlung mit keiner erhöhten Inzidenz schwerer unerwünschter Ereignisse assoziiert.

Kernaussagen

❏ Unter einer zweijährigen Testosteronbehandlung erhöhte sich bei Männern im Alter über 50 Jahre die volumetrische Knochenmineraldichte überwiegend durch Effekte an der Kortikalis.

❏ Die Aussage zu Auswirkungen auf das Frakturrisiko bedarf weiterer Untersuchungen.

Literatur

Ng M, Fui T, Hoermann R, et al. 2021. Effect of Testosterone Treatment on Bone Microarchitecture and Bone Mineral Density in Men: A 2-Year RCT. J Clin Endocrinol Metab 106:e3143–e3158.