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Hintergrund/Zielsetzung
Unter den Harnsteinbildnern finden sich überwiegend Männer. Ihr Anteil ist zwei- bis dreimal höher als der der Frauen. Dieser Genderunterschied lässt unweigerlich an einen Zusammenhang mit Testosteron denken. Doch die Rolle des Serum-Testosteronspiegels bei der Steinbildung bleibt umstritten. Aktuell sollte die Beziehung zwischen Serum-Testosteronspiegel und der Prävalenz von Nierensteinen bei Männern bewertet werden.
Patienten und Methoden
In der Querschnittsstudie wurde auf Daten der amerikanischen National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) zurückgegriffen. Aus den Jahren 2011–2016 standen 6.633 männliche Teilnehmer für die Untersuchung der Assoziation zwischen dem Testosteronspiegel und der Prävalenz von Nierensteinen bei verschiedenen Altersstufen zur Verfügung.
Charakterisierung der Studienpopulation
In der Studienpopulation betrug die Prävalenz an Nierensteinen 10,4%. Diese 688 Teilnehmer waren eher adipös, Raucher, Diabetiker, Hypertoniker und hatten vermehrt Gicht, Arthritis, Herzkrankheit, Angina, Herzinfarkt und Schlaganfall.
Die Steinbildner unter den Studienteilnehmern hatten signifikant niedrigere Serum-Testosteronspiegel als diejenigen ohne Steine (377,7±175,7 vs. 419,2±187,1 ng/dl, p <0,001).
Nierenstein-Inzidenz und Serumtestosteron
Die Nierenstein-Inzidenz sank mit höherem Quartil des Serum-Testosteronspiegels (ng/dl): Q1 (287,4), Q2 (287,4–386,0), Q3 (386,1–510,5) und Q4 (>510,5) mit einem Anteil Steinbildner von 31,5%, 26,7%, 25,1% bzw. 16,6% (p <0,001). Die Verteilung bei den Nicht-Steinbildnern war dagegen weitgehend ausgeglichen 24,3%, 24,8%, 25,0% bzw. 26%.
Zwischen den Quartilen des Testosteronspiegels und einer Anamnese von Nierensteinen bestand eine starke negative Korrelation. In einem nicht adjustierten logistischen Regressionsmodell hatten Männer mit zurückliegender Steinbildung und einem Testosteronspiegel im unteren Quartil (Q1) ein erhöhtes Quotenverhältnis (Odds Ratio; OR) von 2,04 gegenüber Q4 als Referenz (p <0,001).
Dieser Trend ist insbesondere in der Altersgruppe der 41- bis 60-jährigen Steinbildnern ausgeprägt. Das OR des niedrigsten Testosteron-Quartils betrug das 2,391-fache des obersten Quartils (p <0,001).
In der Altersgruppe der 20- bis 40-jährigen Steinbildner ist der Unterschied nicht signifikant (p=0,178). In der Altersgruppe der 41- bis 60-Jährigen war das OR des Nierensteinrisikos bei einem Testosteron im ersten, zweiten und dritten Quartil gegenüber Q4 als Referenz 1,904, p=0,005, 1,599, p=0,040 und 1,734, p=0,015; (p für den Trend =0,001). Dagegen war dieser Trend in der Gruppe der 61- bis 80-jährigen Männer nicht signifikant (p für den Trend =0,966). Das OR für Nierensteinrisiko war im zweiten (OR: 1,471, p= 0,041) und dritten (OR: 1,466, p=0,039) Quartil des Serumtestosterons noch erhöht. Allerdings war das OR des Nierensteinrisikos bei der Gruppe der 61- bis 80-Jährigen im untersten Quartil des Serum-Testosteronspiegels nicht signifikant vom obersten Quartil des Serumtestosterons unterschieden (OR: 1,169, p=0,436).