Welche weiteren hormonellen Verhütungsmethoden gibt es?

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Neben den oralen Kontrazeptiva stehen auch andere hormonelle Verhütungsmethoden zur Verfügung. Hierzu zählen die Dreimonatsspritze, Hormonspiralen, Vaginalringe, Hormonimplantate sowie Hormonpflaster.


Abbildung 1: Weitere Formen der hormonellen Kontrazeption

Dreimonatsspritze (Injektionen)

Die Dreimonatsspritzen auf dem deutschen Markt sind reine Gestagenmonopräparate und enthalten Medroxyprogesteronacetat (MPA). Die Injektion erfolgt in den Gesäß- oder Oberarmmuskel. Aus dem Depot werden die Hormone langsam ins Blut freigesetzt und zu den Zielorganen transportiert.

Der Eisprung wird bei der Dreimonatsspritze meistens nur in den ersten vier bis acht Wochen verhindert. Danach bleibt die kontrazeptive Wirkung dennoch durch die Effekte auf das Endometrium, den Zervixschleim und die Eileiter erhalten.

Die Nebenwirkungen der Injektionen entsprechen weitestgehend denen der oralen Kontrazeptiva. Nachteilig ist, dass kein sofortiges Absetzen möglich ist. Darüber hinaus kommt es häufig zu Blutungsstörungen, insbesondere in den ersten Wochen der Injektion. Nach längerer Anwendungsdauer kann es auch zum vollständigen Ausbleiben der Blutungen kommen, da der Aufbau des Endometriums stark supprimiert wird. Das Wiedereinsetzen des Eisprungs nach dem Absetzen kann bis zu einem Jahr dauern. Als mögliche Nebenwirkung wird häufig eine Abnahme der Knochendichte (Osteopenie) beobachtet.

Vaginalringe

Es handelt sich hierbei um Ringe aus transparentem flexiblem Kunststoff mit einem Durchmesser von ca. 5,4 cm, die ein Estrogen und Gestagen enthalten. Der Ring wird in die Vagina eingeführt und bleibt dort für drei Wochen (21 Tage). Nachdem der Ring eingesetzt wurde, gibt er eine kontinuierlich niedrige Hormondosis in den Körper frei. Die Wirkungsweise (Ovulationshemmung) und die üblichen Nebenwirkungen sind ähnlich wie bei oralen Estrogen-Gestagen-Kombinationspräparaten. Der Ring wird für eine einwöchige ringfreie Pause entfernt (21/7-Anwendungsschema). In dieser Zeit kommt es normalerweise zur Entzugsblutung. Alternativ kann nach drei Wochen auch direkt der nächste Ring eingeführt werden – dies entspricht der Langzyklusanwendung kombinierter oraler Kontrazeptiva. Damit entfällt meist auch die Blutung.

Die Frau legt den Ring selbst ein und kann ihn auch jederzeit entfernen. Der Ring bleibt während des Geschlechtsverkehrs in der Vagina, kann allerdings hierbei auch unbemerkt verrutschen. Er kann jedoch bis zu drei Stunden pro Tag aus der Vagina herausgenommen werden, ohne dass die kontrazeptive Sicherheit beeinträchtigt ist. Dementsprechend kann er auch vor dem Geschlechtsverkehr entfernt werden.

Hormonpflaster

Bei den Verhütungspflastern handelt es sich ebenfalls um Estrogen-Gestagen-Kombinationspräparate. Sie sind von der Wirkung und den Nebenwirkungen her vergleichbar mit den oralen Kombinationspräparaten. Das Pflaster wird auf den Bauch, den Po oder den Oberkörper geklebt. Dreimal in Folge wird es wöchentlich gewechselt, dann sollte es eine Woche lang weggelassen werden. Ein Vorteil ist, dass durch Umgehung der Magen-Darm-Passage Durchfall und Erbrechen nicht die kontrazeptive Sicherheit beeinflussen. Nachteile sind mögliches Verrutschen, Pflasterallergie sowie die Tatsache, dass es sich um eine sichtbare Verhütungsmethode handelt. Für Frauen, die viel Sport treiben und dadurch vermehrt schwitzen oder auch regelmäßig schwimmen gehen, ist das Verhütungspflaster ungeeignet, da es sich in diesen Fällen leicht ablösen kann.

Implantate (Verhütungsstäbchen)

Das Implantat ist ein streichholzgroßes, weiches Kunststoffstäbchen (4 cm Länge und 2 mm Durchmesser). Dieses enthält 68 mg kristallines disperses Etonogestrel (3-Keto-Desogestrel) – es handelt sich also um ein Gestagenmonopräparat. Das Stäbchen wird auf der Innenseite des Oberarmes direkt unter die Haut eingesetzt und ist für drei Jahre kontrazeptiv wirksam. Bei einem eintretenden Kinderwunsch kann es vorzeitig entfernt werden.

Die kontrazeptive Wirkung besteht in der Ovulationshemmung und Verdickung des Zervixschleimes. Das Stäbchen kann zu unregelmäßigen Blutungen führen und im Oberarm „wandern“. Eine weitere unerwünschte Nebenwirkung ist das Auftreten von Akne.

Hormonspirale (Intrauterinsystem = IUS)

Das Levonorgestrel-haltige IUS ist ein Gestagenmonopräparat, das aus einem T-förmigen Polyethylenträger und einem Zylinder besteht, der Levonorgestrel enthält. Neben dem Wirkungsmechanismus der Spirale führt die kontinuierliche lokale (= intrauterine) Freisetzung von Levonorgestrel zur reversiblen Endometriumatrophie. In den ersten drei bis sechs Monaten können gehäuft Zwischenblutungen auftreten. Grund dafür ist die nur langsam eintretende Reduktion der Endometriumdicke. Bei 10–20% der Frauen kann die Blutung auch ganz ausbleiben (Amenorrhö). Hormonspiralen stehen in drei verschiedenen Dosierungen zur Verfügung und können je nach Präparat drei bis fünf Jahre in der Gebärmutter verbleiben. Aufgrund der niedrigen Dosierung führen Hormonspiralen nicht zur vollständigen Ovulationshemmung. Der kontrazeptive Effekt beruht, wie bei der Minipille, auf Veränderungen des Zervixschleims, der Spermien- und Tubenmotilität – mit dem Vorteil, dass die Patientin nicht an die Pilleneinnahme denken muss.


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